Dienstag, 24. September 2013

10 Jahre Anwaltsdasein

Heute vor genau zehn Jahren war ich in Hamm. Seitdem war ich noch oft da, aber dieser Tag damals war schon ein besonderer: Ich ging als "normaler" Mensch in das Gebäude der Rechtsanwaltskammer hinein und kam als Anwältin wieder heraus. 



Was hat sich in diesen 10 Jahren bei mir verändert? 

Ich habe zwischendurch den Standort meines Büros von Werther nach Halle verlegt. Als ich Anwältin wurde, war Gerd Schröder noch Bundeskanzler, es galt noch die BRAGO, von Verfahrenskostenhilfe hatte noch nie jemand etwas gehört und ALG II gab es auch noch nicht. Als Anwalt mussten Sie noch keine eigene Homepage haben, und auch Anwaltsblogs haben Sie im Netz nur sehr wenige finden können.

Das, was sich geändert hat, war somit hauptsächlich fachlicher und marketingtechnischer Natur.


Was ist also geblieben? 

Ich glaube, der für mich wichtigste Punkt ist, dass ich es auch in zehn Jahren Anwaltsdasein geschafft habe, nicht zur Zynikerin zu werden, vor allem nicht meinen Mandanten gegenüber.

Andererseits aber kann ich mich immer noch über überflüssigen Papierkram aufregen und mich über manche absurde Situationen, die die Juristerei so mit sich bringt, ehrlich empören. Wer meine Meinung hören will, der bekommt sie auch zu hören, und zwar im Zweifelsfall auch dann, wenn sie ihm nicht ganz in den Kram passt.

Man trifft mich wie schon vor 10 Jahren in den allermeisten Fällen nicht im Hosenanzug hinter dem Schreibtisch an; eine Perlenkette besitze ich bis heute immer noch nicht. Der Aktentrolley kommt nur dann mit zu Terminen, wenn ich mir ansonsten einen Bruch heben würde.

Vielleicht ist also geblieben, dass das Untypische bei mir eben das Typische ist. 

Und das ist auch gut so. 


Montag, 23. September 2013

Meine neuen Postfachschlüssel...

...sind noch hellgelber als die alten. Gar nicht mehr "postgelb". Verliert die Post bald ihre Identität?

Und warum habe ich überhaupt neue Postfachschlüssel?

Ganz einfach: Einer der beiden alten ist am Freitag im Schloss des Postfachs stecken geblieben. Einfach so. Nichts ging mehr, weder nach vorne, nach hinten, im Uhrzeigersinn oder dagegen.

Rien ne va plus. Und man hat natürlich nie WD40 dabei, wenn man es brauchen könnte.

Also: Den Schlüssel im Schloss stecken lassen und das Schloss mitsamt der Schlüssel ausgetauscht.

Hätte jedem passieren können. Hoffe ich zumindest.

Dienstag, 3. September 2013

Morgens 06.15 Uhr in Eggeberg...

Es ist schon ungewöhnlich, wenn morgens um 06.15 Uhr plötzlich ein Auto hier auf den Hof fährt. Ich mache mit meinen Mandanten zwar auch Termine außerhalb meiner eigentlichen Bürozeiten, aber genau wie jeder andere Mensch versuche ich auch, Besuche um diese Uhrzeit tunlichst zu vermeiden. Im Grunde gibt es nur genau einen einzigen Menschen, dem ich meinen Anblick zu - für mich - noch nachtschlafender Zeit (obwohl - ich war ja schon wach...) freiwillig zumuten würde.

Denkste, es war kein Mandant - es war ein Postbote! Und zwar nicht von der "normalen" Post, sondern von einem der privaten Postdienstleister. Ich hatte eigentlich angenommen, dass die Justiz nicht mehr auf solche zurückgreift, aber anscheinend wird nun wieder fröhlich zwischen den verschiedenen Alternativen gesplittet.

Wenn das so weitergeht, dann muss ich mir doch nochmal überlegen, ob ein Postfach für mich weiter Sinn macht...

Ich hoffe mal, dass derjenige, der mir die Post gebracht hat (sie war übrigens sehr erfreulich, danke!) auch entsprechend gut dafür bezahlt wird, dass er morgens um diese Zeit den Leuten ihre Post bringt. Im Grunde ist der einzige Luxus, den ich mir als Freiberufler wirklich leisten kann, der, dass ich mir meine Zeit einigermaßen frei einteilen kann, so dass ich eben nicht schon ständig um Viertel nach sechs in der Gegend herumfahren muss. Danke für die kleine Erinnerung daran!

gezeichnet
Die Nachteule


Kleiner Nachtrag: Die "normale" Post kam schwungvoll um 15.25 Uhr... 

Sonntag, 1. September 2013

Wissen Sie eigentlich, wo das Jugendamt ist? Ein Experiment.

Die meisten Menschen kommen dann zum ersten Mal mit dem Jugendamt in Berührung, wenn es um das Umgangsrecht geht oder auch um die Erstellung einer Urkunde zum Kindesunterhalt. Und bei diesen Gelegenheiten muss ich immer wieder feststellen, dass die wenigsten eigentlich wissen, wo denn das Jugendamt eigentlich ansässig ist... 

Das mag daran liegen, dass das Jugendamt im Kreis Gütersloh unter dem nichtssagenden Namen "Regionalstelle" läuft. "Regionalstellen" kann es ja für alles Mögliche geben. Für uns hier im Nordkreis - mit Ausnahme von Versmold - ist die "Regionalstelle Nord" zuständig. Die Regionalstelle sitzt in der Wertherstraße 1 in Halle, einem Gebäude, an dem viele von uns täglich vorbeikommen, aber keine Ahnung davon haben, dass dort tatsächlich das Jugendamt ansässig ist.

Versmold wiederum ist der "Regionalstelle West" zugeordnet, die auch für Harsewinkel und Herzebrock-Clarholz zuständig ist und deshalb im Mühlenwinkel 11 in Harsewinkel sitzt.

Nun stellen Sie sich mal vor, Sie wohnen in Halle und würden feststellen, dass Ihre Nachbarn ständig ihre Kinder anschreien und verprügeln. Sie haben sich nach einigem Hin und Herr dazu durchgerungen, dem Jugendamt deswegen Bescheid zu geben. Sie haben mit dem Jugendamt bis jetzt noch nie etwas zu tun gehabt. Was tun Sie also, um die Adresse oder Telefonnummer des Jugendamtes herauszufinden? 

Die meisten gucken erstmal im Netz nach und googeln das "Jugendamt Halle Westf". Kein Wunder, wenn man dann bei der Stadt Halle landet. Die Jugendämter im Kreis Gütersloh sind aber (mit Ausnahme von Verl, Rheda-Wiedenbrück und der Stadt Gütersloh) über den Kreis Gütersloh organisiert. Kompliziert? Ja. Je nachdem, in welcher Stadt (in ein und demselben Kreis) ich wohne, ist entweder die Stadt oder der Kreis zuständig. 

In Bezug auf Halle ist also der Kreis Gütersloh am Zug. Wenn Sie nun bei der Homepage des Kreises Gütersloh über die Suchfunktion "jugendamt halle" eingeben, dann bekommen Sie zwar diverse Einträge, aber keinen, der Ihnen genau und auf den ersten Blick sagt, wo Sie das Jugendamt denn finden. Da müssen Sie dann schon "Regionalstelle" eingeben, wobei man aber wiederum wissen muss, dass Sie tatsächlich auch nach der Regionalstelle suchen. Dann kommen Sie aber zum Ziel.

Ich habe eben gerade selbst mal ein kleines Experiment gemacht: Ich habe bei der 11883 angerufen und um die Nummer des "Jugendamtes" in Halle (Westf.) gebeten. Zitat: "Oh, da habe ich jetzt keinen Eintrag hier. Halle Westfalen, sagten Sie? Vielleicht über die Stadt. Moment mal. Ahh, da haben wir's ja. Die Nummer wird angesagt." Es war dann auch tatsächlich die Nummer der Stadt Halle. Aber nicht die der Regionalstelle Nord.

Bei der 11880 fast das gleiche Spiel. "Das wäre dann in der Ravensberger Straße 1...". Ich : "Moment, das ist aber die Stadt Halle, das Jugendamt sitzt aber in der Wertherstaße 1." "Hm, dann gucke ich mal in der erweiterten Datenbank.... ah, Wertherstraße 1 wird mir angezeigt, dann wird es das hier wohl sein." (Ich bin mir sicher, dass die sehr freundliche Dame mit dem Begriff "Regionalstelle" auch so überhaupt nichts anfangen konnte). Aber immerhin stimmte die Nummer, wenn auch nur aufgrund der Tatsache, dass ich vorher schon korrigierend eingegriffen hatte.

Der Kreis Gütersloh macht es einem also nicht leicht. Und das bei einer so wichtigen Institution. Vielleicht sollte sich der "beste Kreis der Welt" da mal etwas überlegen, wie man es denn besser machen könnte.