Mittwoch, 29. April 2015

Catch-Up

Dieser war mal wieder einer dieser Tage...
Eigentlich fing er ganz gut an, wenn auch schon um kurz vor sechs. Ich stellte beim Gucken der Nachrichten fest, dass Dortmund das Elfmeterschießen gegen Bayern tatsächlich gewonnen hatte (na ja, eigentlich hat Bayern es eher verloren), was mich doch nicht unerheblich freute. Ich hatte damit gerechnet, dass die Bayern das locker durchziehen, und deshalb hatte ich den Fernseher nach der Verlängerung direkt ausgemacht, weil ich mir das Elend nicht angucken wollte...
Das war's aber auch schon mit guten Nachrichten. Beim Biss in den morgendlichen Toast hörte ich dann ein unschönes Geräusch - eine uralte Füllung im Backenzahn hatte sich verabschiedet. Na toll. Besuch auf dem elektrischen Stuhl unumgänglich. Und zwar - bitte heute noch!
Bis acht Uhr gewartet, in der Zahnarztpraxis angerufen: "Um halb elf kann ich Sie noch reinquetschen, aber mit Wartezeit, wir sind voll heute!" Das war mir schon klar - ist bei mir ja auch nicht anders. Es ist eben nicht einfach, die Arbeit von fünf Tagen in vier Arbeitstagen zu schaffen, wenn man am Feiertag etwas Anderes vorhat. Und so etwas soll ja auch bei Selbst- und Ständigen mal vorkommen...
Also meine Morgentermine verschoben, das aller-, aller-, allerwichtigste erledigt (wie war das mit den Notfallplänen?) und mich pünktlich auf den Weg gemacht.
Nur um dann geschlagene eineinhalb Stunden im Wartezimmer zu sitzen.
Die gute Nachricht: Bei meinem Krimi bin ich in der Zeit ein ganzes Stück weitergekommen.
Um 12 Uhr mittags saß ich dann also auf dem elektrischen Stuhl und hörte den gar fürchterbaren Satz: "Das kriegen wir auch ohne Betäubung hin!" Wer bitte schön ist "wir"? Dass mein Zahnarzt nicht betäubt werden muss, ist mir schon klar, aber...
Kurzum: Ja, er hat gebohrt. Nein, ich hatte keine Betäubung. Ja, ich hab's überlebt. 
Trotzdem gab es dann noch ein bis zwei kleinere Katastrophen, die ich Ihnen vielleicht irgendwann mal erzählen werde, wenn ich selbst drüber lachen kann. Nur so viel: Das Leben ist nicht wirklich planbar. Irgendwas ist immer.
Als ich dann wieder im Büro war, konnte ich Catch-Up spielen. Und ausgerechnet heute kamen dann noch ein bis zwei Notfälle rein. Sprich: Einen Großteil der Punkte auf meiner To-Do-Liste konnte/musste ich erstmal auf Morgen verschieben.
Für mich geht es heute Abend also noch ein bisschen länger, und morgen wahrscheinlich auch. Selbst und Ständig eben.
Aber falls Arminia es gegen Wolfsburg ins Elfmeterschießen schaffen sollte, dann garantiere ich Ihnen: Dieses Mal werde ich den Fernseher nicht ausmachen. Wenn ich nämlich abergläubisch wäre, dann würde ich anfangen zu glauben, dass es Unglück bringt, sich vorm Elfmeterschießen-Gucken zu drücken... 

Montag, 27. April 2015

Plädoyer im Zivilverfahren?

"Engel der Gerechtigkeit": Über diesen Film bin ich am Wochenende in der ZDF-Mediathek gestolpert. Klar, ich war neugierig...
Bei der Anfangsszene bin ich dann aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr herausgekommen: In einem Zivilverfahren, natürlich in einem superschönen und respekteinflößenden Gerichtsgebäude, lief die fiktive Kollegin Dr. Engel (natürlich, irgendeinen netten Namen musste die Dame ja haben) im Gerichtssaal herum und - plädierte. Sie argumentierte nicht, sie diskutierte nicht, sie plädierte.
Da war er wieder, einer dieser Irrtümer, die nicht totzukriegen sind: Anwälte laufen nicht im Gerichtssaal hin und her und gestikulieren dabei wie wild. Meist sitzen wir, einen Stift in der Hand, brav an unserem Platz. Bei gewissen Anlässen (zum Beispiel, wenn das Gericht den Raum betritt) stehen wir auf, aber wir setzen uns auch ziemlich schnell wieder hin und laufen nicht durch die Gegend.
Wir referieren auch nicht weitschweifend über die Ungerechtigkeiten der Welt, obwohl wir da alle unsere Geschichten zu erzählen hätten und es natürlich genügend Dinge gibt, die man anprangern kann, wenn in unserem Land etwas nicht so läuft wie es vielleicht laufen sollte. Wenn wir uns schon dazu hinreißen lassen, dann allerhöchstens in den vorbereitenden Schriftsätzen, die das Gericht schon längst kennt, wenn die mündliche Verhandlung dann stattfindet. Diese vorbereitenden Schriftsätze machen oft das eigentliche Herzstück unserer Arbeit aus, jedenfalls dann, wenn wir nicht gerade im Eilverfahren sind. Leider wäre es wahrscheinlich nicht allzu telegen, einen Anwalt zu zeigen, der einfach nur am Schreibtisch sitzt und sich den Kopf über eine Formulierung zerbricht.
Trotzdem heißt das aber nicht, dass man den Fernsehzuschauer für dumm verkaufen muss - zum Beispiel, indem man ihm suggeriert, dass es in Zivilprozessen ein Plädoyer gäbe. Genau das gibt es nämlich nicht. 

Dienstag, 21. April 2015

Die Geschichte mit den Cornflakes

Warum haben Anwältinnen eigentlich immer so große Taschen dabei?
Ganz einfach, damit sie auch mal die Einkäufe ihrer Mandanten darin verstauen können. P1070007
Neulich im Amtsgericht: Eine Mandantin von mir, die ohne Auto gekommen war, hatte vor dem Richter zu erscheinen. An sich keine große Sache, aber sie hatte gerade noch im nahe gelegenen Supermarkt eine riesige Schachtel Cornflakes erstanden. Ihre Überlegung war also, "Sieht das sehr doof aus, wenn ich mit den Cornflakes in der Hand in den Gerichtssaal gehe?" 
Sie kam zu dem Schluss, dass dieser Anblick vielleicht doch eher Verwirrung stiften könnte.
Zeit für den großen Auftritt der Anwaltstasche! Handakte raus, Cornflakes rein. Na bitte, geht doch!
Der Termin ist für meine Mandantin übrigens gut gelaufen. Ich denke mal, sie hat hinterher mit Cornflakes gefeiert...

Montag, 13. April 2015

Katz und Maus - Damals wie heute

Ganz ehrlich: Als ich heute hörte, dass Günter Grass gestorben ist, wurden in mir doch eher unangenehme Erinnerungen wach - an den Deutsch-LK am KGH, für den ich "Katz und Maus" lesen musste, den zweiten Teil Grass' Danziger Trilogie. Es mag sein, dass ich das Buch einfach nicht verstanden habe. Das mag wiederum daran liegen, dass mich die zahlreichen Schilderungen von Mahlkes Adamsapfel und die für eine Novelle erstaunlich prominent hervortretenden Darstellungen pubertärer Gruppenmasturbationen vom eigentlichen Inhalt abgelenkt haben.
Uff. Ja, das habe ich hier gerade tatsächlich geschrieben. 
Damals - es muss so 1992 gewesen sein - habe ich mich wirklich gequält. Ich glaube, es gab wenig, was ich in dieser Zeit weniger gerne lesen wollte als die oben angesprochenen Szenen an Deck des Minensuchboots. (Hätte ich gewusst, dass wir danach Bobrowskis "Levins Mühle" durchnehmen würden - mit tollen Szenen auf dem Donnerbalken -, dann hätte ich mir das vielleicht sogar noch einmal überlegt. Wusste ich aber damals noch nicht.) Mir erschien das Ganze doch ziemlich profan.
Wie auch immer - diese Lektüre hat dazu geführt, dass ich nie wieder ein Buch von Herrn Grass in die Hand genommen habe, noch nicht einmal die berühmte "Blechtrommel". Wenigstens hat es mir nicht insgesamt die Lust am Lesen verdorben. Wir reden hier immerhin von einer Zeit, in der ich auch mal freiwillig zu Brecht oder zu Frisch gegriffen habe. Von denen habe ich inzwischen zu Thoreau, Martin Suter und Siri Hustvedt gewechselt, unter anderem.
Eine Sache hat sich aber nicht geändert: Auch heute muss ich noch so manche Abhandlung lesen, die ich eigentlich gar nicht lesen will, und ich erfahre auch Dinge von Menschen, die ich eigentlich gar nicht wissen will. TMI. Aber es gehört zu meinem Job, mir darüber (bzw. über die juristische Bewertung des betreffenden Sachverhalts) Gedanken zu machen. Ich interpretiere also noch genauso wie vor mehr als 20 Jahren..
Fazit: Augen auf bei der Berufswahl. 

Donnerstag, 9. April 2015

Haben deutsche Richter eigentlich einen Hammer?

Nein - jedenfalls nicht im Gerichtssaal! 
Das ist wieder einer dieser klassischen Irrtümer, die einfach nicht totzukriegen sind.
Sie glauben gar nicht, wie viele meiner Mandanten sich nach einer Verhandlung schon gefragt haben, ob der Richter sein Hämmerchen vielleicht in seinem Hinterzimmer vergessen hätte... 
Gavel on sounding block
Immerhin kann man sich denken, woher diese weitverbreitete Fehlvorstellung kommt. Ich gucke schließlich selbst gerne amerikanische Krimis, und auch ich muss jedes Mal wieder breit grinsen, wenn ich sehe, wie ein Richter aufgebracht mit seinem Hammer auf einer Art dickem runden "Holzbierdeckel" herumhaut und brüllt: "Ruhe jetzt, sonst lasse ich den Saal räumen!" Ist ja auch wunderbar dramatisch, oder? In amerikanischen Gerichtssälen wird mit dem Hammerschlag übrigens auch angezeigt, dass eine Entscheidung gefällt wurde.
Ich habe es zugegebenerweise auch recherchieren müssen: Im Original heißen der Richterhammer "gavel" und der von mir eben so betitelte Holzbierdeckel "sound block" (offizielle deutsche Übersetzung: "Resonanzblock").
Ich weiß nicht, ob deutsche Richter ihre amerikanischen Kollegen insgeheim um ihren "gavel" beneiden - vorstellen könnte ich es mir durchaus, jedenfalls in speziellen Situationen. Schließlich müssen sie, wenn es denn im Gerichtssaal mal lauter werden sollte, andere Mittel und Wege finden, um sich durchzusetzen: Mit ihrer Stimme zum Beispiel - oder man haut einfach ganz klassisch die Faust auf den Tisch...
Andererseits - die meisten Gerichtsverfahren zeichnen sich entgegen der landläufigen Meinung nicht unbedingt durch ihre besondere Dramatik aus. Das deutsche Verfahrensrecht ist eben nicht darauf ausgelegt, eine gute Show zu liefern. Insofern wäre das Hämmerchen schlicht überflüssig.
Wollen Sie nun wissen, was deutsche Richter tatsächlich in der Hand haben, wenn sie einen Fall verhandeln? Falls Ihnen nun Dinge einfallen wie "Stift" oder "Diktiergerät", dann liegen Sie durchaus richtig. 

Sonntag, 5. April 2015

Fröhliche Ostern!

Ich hoffe, Sie haben schöne sonnige Ostertage! 216
Ab Dienstag, dem 07.04.15, geht es hier im Büro wieder wie gewohnt weiter!

Mittwoch, 1. April 2015

Druckt (noch) nicht...

Ui toll, die Post streikt - ist auch kein Wunder, ich warte ja auch sehnsüchtig darauf, dass mir ein netter Mensch in gelb-dunkelblau den neuen Drucker vorbei bringt, den ich mir geordert habe. Nachdem ich die Versandnachricht bekommen hatte, war in mir ja noch ein Fünkchen Hoffnung aufgekeimt, dass ich ihn noch vor Ostern in Betrieb nehmen könnte, was mich dann eventuell dank reger Betriebsamkeit vom übermäßigen vorzeitigen Konsum von Schokoladenhasen abhalten könnte, aber ...
Pech gehabt. Nicht nur ich - der Schokohase auch.