Ganz ehrlich: Als ich heute hörte, dass Günter Grass gestorben ist, wurden in mir doch eher unangenehme Erinnerungen wach - an den Deutsch-LK am KGH, für den ich "Katz und Maus" lesen musste, den zweiten Teil Grass' Danziger Trilogie. Es mag sein, dass ich das Buch einfach nicht verstanden habe. Das mag wiederum daran liegen, dass mich die zahlreichen Schilderungen von Mahlkes Adamsapfel und die für eine Novelle erstaunlich prominent hervortretenden Darstellungen pubertärer Gruppenmasturbationen vom eigentlichen Inhalt abgelenkt haben.
Uff. Ja, das habe ich hier gerade tatsächlich geschrieben.
Damals - es muss so 1992 gewesen sein - habe ich mich wirklich gequält. Ich glaube, es gab wenig, was ich in dieser Zeit weniger gerne lesen wollte als die oben angesprochenen Szenen an Deck des Minensuchboots. (Hätte ich gewusst, dass wir danach Bobrowskis "Levins Mühle" durchnehmen würden - mit tollen Szenen auf dem Donnerbalken -, dann hätte ich mir das vielleicht sogar noch einmal überlegt. Wusste ich aber damals noch nicht.) Mir erschien das Ganze doch ziemlich profan.
Wie auch immer - diese Lektüre hat dazu geführt, dass ich nie wieder ein Buch von Herrn Grass in die Hand genommen habe, noch nicht einmal die berühmte "Blechtrommel". Wenigstens hat es mir nicht insgesamt die Lust am Lesen verdorben. Wir reden hier immerhin von einer Zeit, in der ich auch mal freiwillig zu Brecht oder zu Frisch gegriffen habe. Von denen habe ich inzwischen zu Thoreau, Martin Suter und Siri Hustvedt gewechselt, unter anderem.
Eine Sache hat sich aber nicht geändert: Auch heute muss ich noch so manche Abhandlung lesen, die ich eigentlich gar nicht lesen will, und ich erfahre auch Dinge von Menschen, die ich eigentlich gar nicht wissen will. TMI. Aber es gehört zu meinem Job, mir darüber (bzw. über die juristische Bewertung des betreffenden Sachverhalts) Gedanken zu machen. Ich interpretiere also noch genauso wie vor mehr als 20 Jahren..
Fazit: Augen auf bei der Berufswahl.
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