Was ich schon immer mal loswerden wollte (und heute ist ein guter Tag dafür):
Es geht mir richtig auf die Nerven, dass "Frauenpolitik" sich immer nur um die Frage dreht, wie Beruf und Familie denn für uns Frauen vereinbar sind. Letztlich ist das auch immer eine Frage, wie die Familie als solche organisiert ist, so dass es eben nicht nur eine spezielle Frauenfrage ist. Auch wenn ich neulich noch eine Statistik gelesen habe, die sagte, dass Frauen immer noch doppelt soviel im Haushalt machen, auch wenn sie genau wie ihre bessere Hälfte Vollzeit arbeiten. Da kann uns auch die Politik nicht helfen - das ist eine Sache, die wir unter uns klären müssen. Mit unseren Männern.
Frauenpolitik muss mehr sein. Es sind die vermeintlich kleinen Dinge, die nicht auf den ersten Blick ins Auge fallen. Wollen Sie ein Beispiel? Bitte schön:
Nehmen wir einmal an, Sie sind als Frau selbstständig tätig. Die Statistiken belegen, dass Frauen immer noch weniger verdienen als Männer (warum ist das eigentlich noch so?). Frauen hauen erfahrungsgemäß das sauer verdiente Geld nicht so heraus wie Männer - vergleichen Sie doch einfach mal, welche Autos wir fahren. Bei mir ist es zum Beispiel auch "nur" der kleine Schwarze, mit dem ich an jedem Gericht noch eine Parklücke finde, und nicht der dicke SUV oder Benz.
Wenn Sie sich mal im Sozialversicherungsrecht umgucken, dann sehen Sie, dass zum Beispiel die Krankenkasse bei Selbständigen einfach mal so annimmt, dass Sie mindestens 4.050,00 EUR im Monat verdienen (es geht nicht um die Einnahmen, sondern um den Gewinn). Das nennt sich dann
"Mindestbemessungsgrundlage" und ist eine ziemlich gewagte Annahme, wenn Sie mich fragen, vor allem in Zeiten, in denen es in der Wirtschaft eben nicht mehr so gut läuft wie früher und Geiz angeblich geil sei. Wenn Sie unter den 4.050,00 EUR liegen (sagen wir mal, bei Ihnen kommen unterm Strich 2.500,00 EUR raus), dann haben Sie die Wahl: Entweder Sie zahlen über 600,00 EUR monatlich allein an Krankenversicherung (plus Pflegeversicherung, plus Altersvorsorge, plus Steuern), oder Sie lassen sich als
"bedürftig" einstufen. Nett, oder? Eine dritte Wahl wäre, sich über den Ehemann in der Familienversicherung zu versichern, was aber wieder einer Hauptberuflichkeit im Weg steht. Und letztlich wieder eine finanzielle Abhängigkeit schafft.
Und gerade diese finanziellen Abhängigkeiten sollte eine gute Frauenpolitik beseitigen. Ich kenne viele Frauen, die im Grunde nur für die Sozialversicherung und die Steuer arbeiten. Und für ihr Selbstbewusstsein.
Deswegen:
Die Mindestbemessungsgrundlage muss gesenkt werden! Auch, weil sie viele Frauen, die ja durchaus rechnen und betriebswirtschaftlich denken können, davon abhält, sich überhaupt selbständig zu machen.
Das wäre doch mal eine gute Frauenpolitik!