Sind wir doch mal ehrlich: Wir Anwälte sind Papierkrieger. Und zwar im doppelten Sinne. Zum einen fechten wir unsere Duelle oft genug mit Hilfe von Schriftsätzen aus, und zum anderen bekommen wir immer wieder Unmengen von Papier auf den Schreibtisch.
Gleichzeitig steht der Justiz aber auch eine gewaltige Neuerung ins Haus, die vieles über den Haufen (oder den Papierstapel?) werfen wird: Das "beA" kommt im Januar, das "besondere elektronische Anwaltspostfach".
Im Grunde heißt das, dass wir unsere Korrespondenz mit den Gerichten dann nur noch elektronisch führen werden. Jedenfalls ist das der Plan. Wir Anwälte werden dazu im Moment auch mit Informationen geradezu bombardiert, zum Beispiel, dass man sich eine Signaturkarte orden muss und welche technischen Voraussetzungen in der Kanzlei erfüllt sein müssen, um überhaupt Post über das beA empfangen oder versenden zu können.
Letztlich ist das ganze ein Schritt in Richtung Utopie: Das papierlose Büro. Wird es irgendwann tatsächlich Lebenswirklichkeit sein?
Im Moment habe ich da noch so meine Zweifel.
Es ist zum Beispiel nicht vorgesehen, dass wir mit unseren Mandanten ebenso elektronisch korrespondieren müssen, Das bedeutet, dass wir in Zukunft auch immer noch Briefe an unsere Mandanten schicken (es sind schließlich immer noch nicht alle online) und Papierstapel von ihnen bekommen. Und alles das, was an Papier hereinkommt, könnte ja so wichtig sein, dass man es eines schönen Tages mal bei Gericht einreichen muss. Heutzutage ziehe ich einfach eine Kopie und tackere sie an den Schriftsatz. Demnächst darf ich dann stattdessen alles einscannen.,, am besten schon in dem Moment, in dem das Papier bei mir ankommt.
Verstehen Sie mich richtig: Ich bin durchaus fortschrittlich orientiert. Wäre ich das nicht, würde ich alle meine Schriftsätze noch mit einem Nadeldrucker drucken, so wie es noch einige ältere Kollegen gemacht haben, als ich damals als Jungspund anfing. Die Zeit von Schreibmaschine und Durchschlagpapier war auch da schon zum größten Teil vorbei.
Ich setze mich im Moment nur mit der Frage auseinander, was dieses besondere elektronische Anwaltspostfach für die Arbeitsabläufe in meinem Büro bedeutet. Was muss ich machen, wenn der Strom ausfällt? Was, wenn ich im Urlaub oder krank bin? Im Grunde fingiert dieses beA ja die ständige Anwesenheit des Anwalts und kann damit lustig auch kurze Fristen in Gang setzen. Nicht, dass unser Job nicht schon stressig genug wäre.
Das sind alles Sachen, über die ich mir im Moment Gedanken mache, aber ja aller Wahrscheinlichkeit nach nicht nur ich: Den anderen Kollegen wird es auch nicht anders gehen.
Trotzdem bekommt es der Mandant nicht mit, was eigentlich schade ist - er soll ja schließlich wissen, für welche Arbeit er seinen Anwalt bezahlt, oder?
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