Und natürlich: Der Kalender ist kariert. Wie könnte es auch sonst sein? Das einzige, was ich an ihm zu mäkeln habe, ist die Tatsache, dass er mir aus dem letzten Amerika-Urlaub gefolgt ist und ich mir die deshalb die deutschen Feiertage erst noch eintragen musste.
Ich weiß, dass viele meiner Kollegen ihre Fristenkalender elektronisch führen. Natürlich, ich habe auch darüber nachgedacht - wir leben ja schließlich im 21. Jahrhundert und damit in einer Zeit, in der man beinahe schon genötigt wird, alles elektronisch zu erledigen, was elektronisch erledigt werden kann. Ich habe mich aber bewusst dagegen entschieden. Da nehme ich mir einfach die Freiheit, ein bisschen gegen den Strom zu schwimmen, und wie immer habe ich meine Gründe dafür:
Erstens: Ich kann mir Dinge besser merken, wenn ich sie einmal aufgeschrieben habe. Das war schon immer so, und das wird sich auch nicht ändern. Beim Tippen ist das übrigens anders.
Drittens: Wenn ich morgens ins Büro komme und meinen Rechner hochfahre, dann kann ich schon während dieser recht kurzen Zeit einen Blick in meinen Kalender werfen, weil er immer griffbereit liegt. Er steht auch immer an derselben Stelle, so dass ich nicht darüber nachdenken muss, auch wenn ich noch nicht meinen normalen Koffeinspiegel erreicht habe.
Viertens: Die Rechtsprechung des BGH stellt an das Führen eines elektronischen Fristenkalenders derart hohe Ansprüche, dass man im Grunde noch eine Papierversion "nebenbei" führen sollte. Es reicht zum Beispiel nicht aus, wenn man einen Fristeintrag einfach löscht, nachdem man die entsprechende Sache erledigt hat. Und man könnte ja aus Versehen Fristen verschieben, die nicht verschoben werden dürfen, was tatsächlich in der Praxis üble Konsequenzen haben könnte, die man natürlich unter allen Umständen vermeiden will.
Warum sollte ich mir also die doppelte Arbeit machen, wenn die einfache Arbeit ausreicht? Die Zeit, die ich auf diese Weise spare, kann ich dann in die Arbeit am eigentlichen Mandat stecken.
Fünftens: Ich liebe es, Dinge, die ich erledigt habe, schwungvoll und mit einer gewissen Befriedigung abzuhaken und durchzustreichen. Dieses Vergnügen will ich mir schlicht nicht nehmen lassen. Am Ende eines Tages soll man doch schließlich wissen, was man geschafft hat, oder?