Donnerstag, 18. Dezember 2014

Mein Abend mit Norbert Blüm

Meinen gestrigen Abend habe ich - zumindest teilweise - mit Norbert Blüm verbracht. Na ja, nicht mit ihm persönlich, aber mit seinem Buch "Einspruch!". Eine Abrechnung mit der deutschen Justiz aus Blümscher Sicht.

Ich war ja schon irritiert, als ich las, dass Herr Blüm selbst Beteiligter an immerhin 4 (in Worten: vier) Gerichtsverfahren war. Aha. Er kennt sich in der Justiz also aus.

Als ich dann aber las, was Herr Blüm von der Justiz und den Juristen im Allgemeinen hält (nämlich nichts bis gar nichts), da ging mir doch die Hutschnur hoch, und zwar gewaltig. Bei dem Untertitel hatte ich zwar mit einigem gerechnet, aber doch nicht auf diese polemische Art und Weise.

Nach Herrn Blüms werter Ansicht sind wir Robenträger quasi alle selbstgefällige A....löcher, die sich zusammen getan und gegen den Rest der Bevölkerung verschworen haben. Die Anmerkung, dass aber wohl nicht alle Juristen "so" seien, wirkt da tatsächlich nur wie eine Schutzbehauptung, die aber bei dieser Schimpftirade nicht weiter ins Gewicht fällt.

Nach 50 Seiten hatte ich dann davon auch die Schnauze gestrichen voll. Das war der Moment, in dem ich mir dachte, dass Herr Blüm gerne mal für ein Jahr meinen Job übernehmen kann, damit er weiß, wovon er eigentlich redet, und beschlossen habe, dass ich mir den Rest dieses Werkes ersparen werde.

Sicherlich ist unser System nicht perfekt. Beispiele finden sich in diesem Blog und auch in denen vieler Kollegen genug. Besonders im Familienrecht sehe ich auch Regelungsbedarf. Es ist ja auch von Menschen gemacht und wird von Menschen mit Leben gefüllt, und zwar mit dem prallen Leben, das Herr Blüm von seinem Schreibtisch aus vielleicht nicht mitbekommen kann. Trotzdem wundert es mich, dass jemand, der immerhin für einige Jahre unser Arbeitsminister war, so wenig in der Lage ist, zu differenzieren und stattdessen in bester Stammtischmanier Platitüden verbreitet. Und ganz ehrlich: Ich habe keine Lust, mich über einen Kamm scheren zu lassen. 

Und natürlich mögen manche Urteile, Beschlüsse oder sonstige Entscheidungen nicht nachvollziehbar erscheinen, insbesondere einem Nichtjuristen. Das ist aber noch lange kein Grund, ganze Berufsstände mit Dreck zu bewerfen.

Mal ganz davon abzusehen: Die Justiz kann nur nach Gesetzen handeln, die sie aber nicht selbst fabriziert, sondern der "Gesetzgeber", also die Legislative. Wir haben ja schließlich Gewaltenteilung in diesem Land. Also der Gesetzgeber. Aber Moment... sind das nicht - Politiker? Oder habe ich da etwas falsch verstanden...? 

Damit schließt sich aber immerhin wieder der Kreis zu Herrn Blüm.

Fazit: Wenn Sie's lesen wollen, tun Sie's ruhig. Ich bin aber heilfroh, dass ich mir dieses Buch nur aus der Bücherei geliehen und nicht 19,90 EUR meines sauer verdienten Geldes dafür ausgegeben habe.

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