Mittwoch, 4. März 2015

Diese eine Episode...

Die Debatte über sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist in diesen Tagen ja wieder einmal voll entbrannt. Man sollte ja eigentlich meinen, dass sich das Thema im Jahr 2015 erledigt hat, aber wenn ich die Geschichten so höre, dann könnte man fast meinen, es wäre noch schlimmer geworden.
Ich selbst bin bislang noch relativ gut bei der Sache weggekommen, wenn man denn so will. Taxierende Blicke, die meine Figur betreffen, ignoriere ich einfach oder taxiere stumpf zurück, je nach Einzelfall. Mir hat auch schon mal jemand einfach auf den Hintern gehauen, weil es ihm anscheinend ein Bedürfnis war, aber diese Szene spielte sich mitten auf einer öffentlichen Straße ab und nicht im Büro.
Es gibt nur eine Episode in meiner beruflichen Laufbahn, von der ich zuerst nicht wusste, was ich davon halten sollte:
Ich war vor einigen Jahren - ich war so 33 oder 34 - auf einer versicherungsrechtlichen Fortbildung in Wiesbaden. An dem Tag habe ich gerlernt, dass Versicherungsrecht nicht immer langweilig sein muss, denn der Dozent, eine echte Koryphäe auf seinem Gebiet, war sehr unterhaltsam.
Ebenjener Dozent, damals bestimmt auch schon an die 70, bat mich in der Kaffeepause, ihm gerade auch noch Kaffee nachzuschenken - was naheliegend war, denn ich hatte die Kaffeekanne gerade in der Hand. Bitte schön. Er bedankte sich auch herzlich - mit den Worten: "Das war das erste erotische Erlebnis des heutigen Tages." 
Politisch korrekt - bestimmt nicht. Ungewöhnlich - schon eher. Fühlte ich mich belästigt? Nicht wirklich - ich musste eher drüber grinsen. Ich bin mir aber sicher, dass andere Frauen das anders gesehen hätten.
Was die Episode hier von anderen unterscheidet, die auch ich durchaus unter "Belästigung" verbuchen würde, ist, dass hier keine Machtspielchen gespielt wurden und dementsprechend auch kein Machtgefälle ausgenutzt wurde. Deshalb besteht auch ein himmelweiter Unterschied zur klassischen immer wieder bemühten Situation, dass die Aushilfe am Kopierer plötzlich die Hand des Chefs auf ihrem Allerwertesten spürt.
Wenn tatsächlich mal jemand sich erdreisten sollte, mich an Stellen anlangen zu wollen, die über das Sozialadäquate hinausgehen, dann wird er sich von mir jedenfalls - hoffentlich - ein klares lautes deutliches "Nehmen Sie Ihre Hand da weg, die hat da nun wirklich nichts zu suchen!" hören - eins, das man auch im Nebenraum hören kann.

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