Gestern sinniere ich hier noch über Notfallpläne, und heute weiß ich, dass eine der Erzieherinnen aus meinem Kindergarten damals mit ihrem Mann unter den Opfern des Germanwings-Absturzes war. So schnell kann es gehen, dass sich die Informationslage ändert, auch dank der Gerüchteküche in Kleinstädten, die immer funktioniert. Mein Beileid an die Familie.
Schlimm finde ich es aber auch, wenn ich heute in der Zeitung den folgenden Satz lesen muss:
"Und obwohl der gebürtige Berliner ein so genannter Zugereister war, erwarb er sich durch sein Auftreten und seine Haltung gegenüber den Menschen viel persönliche Anerkennung."
Ich weiß nun nicht, ob es die Wertheraner sind, die "Zugereisten" mit einer solchen, na sagen wir mal vorsichtig, "Zurückhaltung" gegenüberstehen (was mir als Wertheranerin, die inzwischen seit Jahren in Halle wohnt, immer wieder von "Zugereisten" kolportiert wird - erst am Montag hatte ich noch eine Diskussion zu dem Thema), oder ob die Formulierung in einer der beiden Lokalzeitungen einfach nur sehr unglücklich gewählt war.
Übertreibe ich hier, weil ich einen Job mache, bei dem es in vielen Fällen auf die genaue Formulierung ankommt? Ich glaube nicht, denn Journalisten dürfte es wohl ähnlich gehen. Wir sind Profis. Die Formulierung entscheidet nicht nur darüber, was tatsächlich gesagt wird, sondern auch über die Interpretation zwischen den Zeilen. Das muss uns klar sein.
Deshalb sollte man sich auch ganz genau überlegen, welche Worte man wählt und in welchen Zusammenhang man sie bringt. Das gilt für anwaltliche Schriftsätze ebenso wie für journalistische Artikel.
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