Mittwoch, 30. April 2014

Fußball und Juristerei - es gibt Gemeinsamkeiten...!

Fußball und Juristerei haben mehr gemeinsam, als man eigentlich meinen sollte. Was wir gestern Abend mal wieder gelernt haben: Man sollte dem Gegner nicht die Hölle versprechen, wenn man dieses Versprechen nicht einhalten kann... 

Ich kenne durchaus auch Kollegen, die mit ähnlichen Methoden arbeiten, anstatt sich auf die tatsächliche Rechtslage zu konzentrieren. Dabei verlieren sie nur leider schnell die Interessen ihrer eigenen Mandanten aus dem Blick, und das ist es ja ihr eigentlicher Daseinszweck (von der Wahrung der Rechtsordnung jetzt mal abgesehen).

Verstehen Sie mich nicht falsch; diese Kollegen sind in der absoluten Minderzahl. Aber es gibt sie.

An der Heftigkeit des Gebärdens dieser Kollegen kann man dann wunderbar ablesen, wie übel sie die Rechtslage der eigenen Mandantschaft einschätzen. Sie wissen ja: Hat man ein Argument, legt man es auf den Tisch. Hat man kein Argument, dann haut man mit der Faust auf den Tisch. Und genau das erkläre ich dann auch meinen Mandanten, damit sie sich nicht unnötig ins Bockshorn jagen lassen.

Oft genug wollen die Kollegen aber auch einfach nur - in einer äußerst durchschaubaren Art und Weise -  "ihr Revier" markieren. Und einen Überschuss an Testosteron und Arroganz findet man ja mitunter nicht nur in der Anwaltschaft... sondern auch im Fußball.

Montag, 28. April 2014

Münsteraner Verkehrswahnsinn


Ich kann mir ja nicht helfen, aber irgendwie kommt es mir in Münster immer so vor, als würde jeden Moment Ecki Thalkötter um die Ecke kommen, gefolgt von Wilsberg, der sich mal wieder Eckis Auto leihen will. Vor allem dann, wenn ich beim Finanzgericht bin. Der Zusammenhang von Finanzamt und Finanzgericht liegt ja auch auf der Hand. 

Wenn es eben geht, dann sollte man das Finanzgericht im Moment meiden, und zwar nicht aus rechtlichen, sondern aus rein tatsächlichen Gründen. Um das Gericht herum befindet sich nämlich eine Baustelle, die sich auch bis in die Nebenstraßen zieht. Sogar das Gericht warnt in seinen Ladungen, dass man bei der Anfahrt entsprechend mehr Zeit einplanen soll, und das will schon etwas heißen. 


Gut, als Hallerin ist man an Baustellen inzwischen bis zu einem gewissen Grade gewöhnt, aber nervig ist es trotzdem, wenn man versucht, irgendwo in der Nähe des Gerichts noch einen Parkplatz zu finden, ohne dabei einen Radfahrer ins Jenseits zu befördern. Bis jetzt ist es mir noch gut gelungen.

Falls das mal nicht mehr so sein sollte, werde ich wohl ein Fall für Thiel sein (und der Radfahrer ein Fall für Börne).


Ich glaube, ich gucke zuviele Münsteraner Krimis...

Nur für den Fall, dass jemand von Ihnen in der nächsten Zeit mal beim Finanzgericht eine Verhandlung hat: Parken Sie in der Stiftstaße. Sie sind nah dran, und Sie haben noch einigermaßen gute Chancen auf eine legale Parklücke, wenn Sie geneigt sind, die 50 Cent pro Stunde für den Parkschein zu investieren. Es lohnt sich.

Montag, 21. April 2014

Ginsterklau am Katharinenstollen

Irgendjemand hat über Ostern seinem diebischen Drängen nachgegeben und den blauen schweren Pott mit quietschgelbem Ginster, der oben an der Einfahrt neben meinem Kanzleischild stand, geklaut.


Wie Sie sehen, sehen Sie nichts. Bis vor nicht allzu langer Zeit war das anders.

Den Osterhasen schließe ich als potentiellen Dieb aus. Ich wüsste nicht, wie er es schaffen sollte, den schweren Blumenkübel zusammen mit den noch zu verteilenden Ostereiern durch die Gegend zu schleppen. Vielmehr gehe ich von einem Vertreter der menschlichen Spezies aus.

Falls also jemand diesen


Pott (ohne Schnee und Heide, dafür aber mit gelbem Ginster) gesehen haben sollte: Ich hätte den Pott schon gerne wieder, zur Not auch ohne den Ginster. 

Ganz ehrlich, sowas macht mich sauer. Ich kenne inzwischen mehrere Leute, denen Pflanzen vom Grundstück höchst illegal entfernt wurden, aber erst jetzt kann ich den Ärger darüber richtig verstehen. Das blöde ist, dass ich wirklich an dem Pott gehangen habe; er war eine der ersten Anschaffungen, die wir hier für den Garten gemacht haben.

Ach ja: Am Samstag wurde hier kurz vor Mittag ein heller Mercedes mit offener Kofferraumklappe in der Einfahrt stehen gesehen. Auch wenn meine mathematischen Fähigkeiten als Juristin naturgemäß eher auf Bruchrechnen und Zinsrechnung begrenzt sind, so könnte ich mir doch vorstellen, dass in diesem Fall zwei und zwei tatsächlich mal vier ergeben könnten. Ich sehe jedenfalls keinen Grund, weshalb man mit offenem Kofferraum bei fremden Leuten in der Einfahrt stehen sollte... aber wer weiß, vielleicht war's ja auch wer anders.

Für den Fall, dass Sie, die Sie hier diesen Blog lesen, überlegen, ob es denn noch Pflanzen auf diesem Grundstück gibt, die es zu stibitzen lohnt: Ich hätte da noch etwas im Angebot, und zwar eine quasi-halbe Tanne. 


Die ist mir schon seit längerem ein Dorn im Auge, und zwar im Grunde seit sie sich entschieden hat, nur noch auf einer Seite grün zu werden. Das hat aber auch den Vorteil, dass man sie nur von einer Seite gießen muss. Vielleicht sollte ich sie ja einfach mal die paar Meter weiter nach oben an die Straße stellen? Dann findet sie ja eventuell nicht nur einen neuen Besitzer, sondern im Gegensatz zu meinem Ginsterpott auch einen neuen Eigentümer... 

Mittwoch, 16. April 2014

Kleine österliche Auszeit

Ja, auch hier am Katharinenstollen sind die Vorboten der Osterfeiertage inzwischen nicht mehr zu übersehen. Ab und an finden sich doch mal ein paar Indizien dafür, dass wir nun täglich mit langohrigem Besuch rechnen.

Sei es draußen...

oder drinnen...


... wir sind für den Osterhasen gerüstet! Die größte Herausforderung liegt für mich im Moment darin, seiner Schokoladenversion aus dem Weg zu gehen. Was zugegebenerweise nicht immer gelingt. Leider.

Ich freue mich schon darauf, ein paar Tage auszuspannen, obwohl das wohl im engeren Sinne nicht passieren wird. Dafür gibt es hier an Haus & Hof einfach zuviel zu tun, und leckere Essen im Familienkreis stehen natürlich auch an, wenn ich auch am Karfreitag keinen Fisch schlemmen werde (was aber bei mir daran liegt, dass ich außer Thunfisch und Fischstäbchen einfach keinen Fisch herunterbringe, aber das ist eine andere Geschichte).

Viele meiner Kollegen und auch eine nicht zu unterschätzende Zahl von Richtern sind im Moment in ihrem wohlverdienten Urlaub, so dass ich beschlossen habe, mir an ihnen wenigstens ein kleines Beispiel zu nehmen. "Richtige" Osterferien wird es hier zwar nicht geben, aber ab heute Mittag werde ich mir eine kleine Auszeit nehmen, in der das Büro dann geschlossen ist. Ab Dienstag geht es dann wieder wie gewohnt weiter!




Dienstag, 15. April 2014

Wie der Teufel das Weihwasser...

... fürchten "normale" Anwalte im Normalfall das Steuerrecht. Ob ich nun grundsätzlich "normal" bin oder nicht, dürfen Sie getrost selbst beurteilen, aber in diesem einen Fall kann ich Ihnen bei der Einschätzung helfen. Gucken Sie mal hier:


Wieder eine Antwort auf die beliebte Frage "Was machen Anwälte am Wochenende?": Steuerrecht.

Glauben Sie mir, an sich könnte ich mir schönere Dinge vorstellen, als mich am Samstag Morgen um acht Uhr ins Auto zu setzen und nach Hamm zu fahren, um dann nach immerhin 5,0 (in Worten: fünfkommanull) Zeitstunden geballter Wissensvermittlung so gegen 15.45 Uhr wieder zu Hause zu sein. Aber was tut man nicht alles...? Und ab und an eine kleine Wissensauffrischung kann ja auch nicht schaden.

Ich will eben nicht zu den Anwälten gehören, die den Mandanten bei jeder klitzekleinen steuerrechtlichen Frage gleich zu ihrem Steuerberater schicken. Das kostet den Mandanten nicht nur Zeit und Aufwand, sondern auch Geld, das er sich sparen könnte. Und gerade im Familienrecht haben Sie ziemlich viele steuerrechtliche Berührungspunkte, zum Beispiel, wenn es darum geht, dass sich im Jahr nach der Trennung die Steuerklassen ändern und bei der Unterhaltsberechnung ja auch die Steuerlast vom Einkommen abgezogen werden muss.

Verstehen Sie mich nicht falsch: Steuerberater haben schon ihren Sinn und ihre Daseinsberechtigung. Ich mache zum Beispiel keine Steuererklärungen, weil das ein Steuerberater doch wesentlich besser kann als ich. Aber einige Dinge sollte man als Anwalt eben schon beherrschen, zumindest dann, wenn sie die Rechtsgebiete betreffen, die man im Normalfall bearbeitet. Und da ich mich eben für den interdisziplinären Ansatz entschieden habe, kann ich mich schlecht vor dem Steuerrecht drücken.

Obwohl - ich durfte mal wieder feststellen, dass das also solches Steuerrecht keine Hexerei ist, sondern ein Rechtsgebiet, in dem richtig Musik drin sein kann, wenn man sich die Mühe macht, sich richtig hineinzufuchsen. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es Kollegen gibt, die richtig Spass daran haben.

Entgegen jeglichem Klischee ist der Steuerrechtler übrigens ganz und gar nicht humorlos. Der Humor ist eben nur etwas schwärzer... 

Montag, 14. April 2014

Behördenkauderwelsch Teil 1

Wenn Sie einen Bescheid von einer Behörde oder ein Urteil vom Gericht bekommen, dann finden Sie am Ende dieses Schriftstücks eine sogenannte Rechtsbehelfsbelehrung, die Ihnen sagt, was Sie tun können, wenn Sie mit der Entscheidung nicht einverstanden sind.

Eigentlich sollten solche Rechtsbehelfsbelehrungen so abgefasst sein, dass man sie auch als Normalsterblicher versteht und nicht erst einen Anwalt fragen muss, was denn überhaupt gemeint ist.

Eigentlich.

Was halten Sie zum Beispiel von dieser Rechtsbehelfsbelehrung der Familienkasse?

"Dieser Bescheid kann mit dem Einspruch angefochten werden. Ein Einspruch ist jedoch ausgeschlossen, soweit dieser Bescheid einen Verwaltungsakt ändert oder ersetzt, gegen den ein zulässiger Einspruch oder (nach einem zulässigen Einspruch) eine zulässige Klage, Revision oder Nichtzulassungsbeschwerde anhängig ist. In diesem Fall wird der neue Verwaltungsakt Gegenstand des Rechtsbehelfsverfahrens. Der Einspruch ist bei der Familienkasse..."

Was glauben Sie: Wieviele Leute würden den Einspruch tatsächlich einlegen?

Freitag, 11. April 2014

Meine fürchterlichste Informationsquelle: Rechtsmedizin für Familienrechtler

Jeder Anwalt hat seine Materialsammlungen. Meine umfasst auch diesen nach außen hin richtig knallig fröhlich aussehenden Hefter:


Die Knallfarbe hat zwei Gründe: Zum einen sorgt sie dafür, dass man den Hefter immer sofort erkennt. Zum anderen kompensiert sie seinen fürchterlichen Inhalt, der wirklich nur schwer zu ertragen ist.


Als Anwalt sind Sie ja im Hauptfach Jurist. Trotzdem sind medizinische Kenntnisse in manchen Fällen durchaus von Vorteil.

Merkwürdigerweise bekommen Sie im Fachanwaltslehrgang für Verkehrsrecht durchaus rechtsmedizinische Lektionen. Im Fachanwaltslehrgang für die Familienrechtler aber nicht, obwohl es hier mindestens genauso sinnvoll wäre. Da muss man sich dann selbst helfen und sich die notwendigen Informationen zusammentragen. Das habe ich hier getan. Schweren Herzens und mit einem gewissen Grundgefühl der Übelkeit, aber für mich muss das einfach sein. Ein medizinisches Lexikon, wie man es üblicherweise in jedem zweiten Bücherregal findet, reicht da nicht aus.

Ich möchte eben nicht, dass ich einen Fall von Kindesmisshandlung übersehe, weil ich nicht weiß, wie man sie erkennt. 

Wissen Sie zum Beispiel, wie man das berühmte Schütteltrauma dignostiziert und wann die ersten Symptome eintreten? Oder welche Besonderheiten bestimmte Knochenbrüche bei Kindern aufweisen können? Und welche Verhaltensweisen misshandelte Misshandlungsopfer, die noch nicht sprechen können, typischerweise an den Tag legen? Oder wie man nachweisen kann, dass ein Schädelbruch nicht dadurch eingetreten ist, dass das Kind vom Sofa gefallen ist? Oder wie man unterscheiden kann, dass Bissverletzungen nicht von einem Spielkameraden, sondern von einem Erwachsenen stammen? 

Die Rechtsmedizin kommt eben nicht nur wie im abendlichen Krimi bei Leichen, sondern auch durchaus am lebendigen Menschen zum Zuge. Viele Täter vergessen das. 

Die weiteren grausamen Einzelheiten werde ich Ihnen ersparen. Es reicht, wenn ich mich dabei auseinandersetzen muss. 

Donnerstag, 10. April 2014

Das anwaltliche Zeit-Paradoxon

Wie war das, Zeit ist relativ? Ohne mich hier allzu sehr in die Einsteinschen Gehirnwindungen hineindenken zu wollen: Es gibt ein Beispiel, an dem ich mir diesen Satz durchaus erklären kann. 

Wenn ich im Gericht darauf warten muss, dass meine Verhandlung endlich anfängt, dann scheint das immer eine halbe Ewigkeit zu dauern. Oder noch länger, wenn das Gericht selbst im Verzug ist. Sobald ich dagegen meine Robe anziehe und im Gerichtssaal sitze, vergeht die Zeit wie im Flug. Schwupps, da ist eine halbe Stunde um. 

Woran liegt das? 

Meine Theorie ist ja, dass die Zeit fliegt, wenn man konzentriert arbeitet. Und wenn das bei einem Anwalt nicht im Gerichtssaal der Fall ist, wann bitte schön dann?