Freitag, 1. Januar 2016

Ja danke, ich hatte einen guten Rutsch...

... und zwar in dem Moment, als ich heute Nacht gegen 2.20 Uhr von der Theenhausener in die Nordstraße abbog. Obwohl es draußen zwei Grad plus waren, hatte sich der Asphalt in einem rebellischen Moment anscheinend entschlossen, mal gerade butz glatt zu werden. Beinahe hätte ich also die Abkürzung in unseren Garten genommen. Die Böschung hinunter. Dann hätte das neue Jahr ja richtig gut angefangen...

Ganz konkret fing für mich das neue Jahr bei meinen Schwiegerelten an, seeehr gemächlich, nachdem wir beim Raclette doch ein wenig über die Stränge geschlagen waren.

Und ja, wir haben "Dinner for One" geguckt.

Und ja, Frau Anwältin und ihre bessere Hälfte hatten auch einen niedrigen zweistelligen Betrag für Feuerwerksartikel ausgegeben. Nicht allzu viel, aber immerhin. Unseren Müll haben wir übrigens brav wieder eingesammelt. War ja auch nicht sooo viel.

Als wir das Zeugs erstanden haben, stand an der Kasse übrigens eine Dame hinter uns, die augenscheinlich meinte, uns belehren zu müssen. Und alle anderen bösen Menschen um sie herum auch. Jedenfalls klang ihr Tonfall so, als sie meinte: "In Holland ist das jetzt teilweise verboten."

Stimmt. Und?

Sie sagte noch irgendwas anderes, aber ich habe nicht wirklich hingehört, weil wir gerade dabei waren, unsere Einkäufe vom Band zu klauben. Der Moment war also nicht wirklich günstig.

An einem anderen Ort zu einer anderen Zeit hätte ich vielleicht anders reagiert. Dann hätte ich ihr gesagt, dass die Knallerei im Normalfall ja nur ungefähr 20 Minuten pro Jahr dauert. Da darf man mal ein bisschen Toleranz an den Tag legen.

Außerdem hätte ich ihr gesagt, dass sie Recht hat, wenn sie von Ressourcenverschwen- dung spricht, aber dass das für ganz viele andere Dinge auch gilt. Zum Beispiel für die ganzen Verpackungen, die sie gerade im Supermarkt erworben hat. Über die Einweg-Wasserflaschen könnte sie ja noch einmal nachdenken. Dadurch, dass sie an der Supermarktkasse wildfremde Leute zu belehren versucht, wird die Welt auch nicht besser, weil sich wildfremde Leute eben nicht gerne belehren lassen. Wenn sie mir dann noch gesagt hätte, dass ihr Hund durch den Lärm verschreckt wird, dann hätte ich ihr mein Mitgefühl für den Hund ausgesprochen, ihr aber auch zu bedenken gegeben, dass man das weiß, wenn man sich einen Hund anschafft. Wenn sie der Knallerei aus dem Weg gehen wollte, dann könnte sie ja vielleicht über Silvester in eine böllerfreie Zone fahren, nach Holland zum Beispiel (man sollte mir halt keine Steilvorlagen liefern). Und wenn sie mir dann als "Königsargument" noch als damit gekommen wäre, dass ja "die Flüchtlinge" durch die Geräusche retraumatisiert werden könnten, dann wäre mir dazu nur eine Reaktion eingefallen: Hingehen. Erklären, was passiert. Dass das nichts Böses ist, sondern nur ein kleines Ritual, um das alte Jahr zu verabschieden und das neue zu begrüßen, in der Hoffnung, dass es ein gutes Jahr wird. Nicht mehr und nicht weniger. Und dazu einladen, sich das Spektakel zusammen anzugucken. Integration fängt schließlich damit an, nicht immer nur von "uns" und "denen" zu sprechen.

Ach ja: Ich hätte ihr natürlich auch noch ein frohes neues Jahr gewünscht. Und das wäre sogar ernst gemeint gewesen. 

Allen ein frohes und gutes neues Jahr! Mögen wir viel lachen, uns nicht so viel ärgern, friedlicher zusammenleben und vielleicht sogar ein kleines bisschen weiser werden...



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen